Seit 90 Jahren erzählt das Fricktaler Museum die Geschichte der Stadt Rheinfelden und der Region Fricktal. Baulich und konzeptionell ist das Museum im ehemaligen bürgerlichen Wohnhaus in der Marktgasse stark in die Jahre gekommen. Deshalb soll bis zum Stadtjubiläum im Jahr 2030 das Haus zur Sonne erneuert und in demselben eine neue Dauerausstellung eingerichtet werden.
Das Fricktaler Museum befindet sich an attraktiver Lage an der Marktgasse in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus. 1929 schenkten die Erben von Carl Habich-Dietschy (1845-1928) das Haus zur Sonne der Einwohnergemeinde Rheinfelden mit der Auflage, darin ein Museum einzurichten. Im Jahr 1934 konnte das "Frickthalische Heimatmuseum", das heutige Fricktaler Museum, seine Ausstellung im umgebauten Haus zur Sonne eröffnen.
Das Fricktaler Museum wird heute als städtische Institution von einem kleinen Team geführt. Die rund 22‘000 Objekte umfassende Sammlung wurde in den vergangenen Jahren aufgearbeitet und konserviert.
Die Liegenschaft selber wie auch die Dauerausstellung haben hingegen grossen Erneuerungsbedarf. Die letzte umfassende Renovation der Bausubstanz und die letztmalige Erneuerung der Dauerausstellung des Fricktaler Museums datieren aus den frühen 1960er-Jahren.
Das Erneuerungsprojekt "Fricktaler Museum Rheinfelden 2030" wurde 2021 vom Gemeinderat Rheinfelden mit der Zielsetzung ausformuliert, im Rahmen des 900-Jahr-Jubiläums der Stadt Rheinfelden einen rundum erneuerten, modernen und lebendigen Museums- und Ausstellungsbetrieb im sanierten historischen Haus zur Sonne zu eröffnen.
Das Vorprojekt umfasst zwei Teilprojekte: die Neuorganisation des Fricktaler Museums sowie die Neukonzeptionierung der Dauerausstellung und Raumnutzungen wie auch die Sanierung der Liegenschaft Haus zur Sonne sowie die entsprechende Machbarkeitsstudie.
Die Museumsleitung erarbeitete mit dem Badener Konzept- und Projektbüro imRaum|Furter Handschin Rorato und dem Basler Szenografiebüro Groenlandbasel ein umfassendes Museumskonzept. Das Basler Architekturbüro Villa Nova Architekten AG zeichnete unter der Federführung der Liegenschaftsverwaltung für die Sanierungsplanung des Museumsgebäudes im Rahmen einer Machbarkeitsstudie verantwortlich.
Als begleitendes Gremium wirkt die Steuerungsgruppe FMR 2030 unter der Leitung von Walter Herzog (Präsident Ortsbürgerkommission). Die weiteren Mitglieder sind Franco Mazzi (Stadtammann), Carlo Habich (Vertreter Stifterfamilie Habich), Markus Klemm (Präsident der früheren Museumskommission), Christine von Arx (ehemalige Leiterin Museum Burghalde), Kurt Steck (Leiter Forstverwaltung und Ortsbürgergemeinde) und Jürg Gasser (Leiter Finanzen und Ressourcen).
Mit der geplanten Neukonzeption soll das Fricktaler Museum Rheinfelden (FMR) zu einem zeitgemässen kulturhistorischen Regional- und Stadtmuseum mit Ausstrahlung werden, das den heutigen Ansprüchen der Besuchenden gerecht wird.
So lädt das zukünftige FMR zu einer vielfältigen, erlebnisorientierten Aneignung der regional bedeutsamen Themen mit Gegenwartsbezug ein. Die Besuchenden lernen die einzigartige Geschichte der Grenzregion Fricktal kennen, wie sie so nirgendwo anders erzählt wird. Zugleich erhalten sie einen fokussierten Einblick in die lokale Stadtgeschichte.
Das Museum wird in der Vermittlung der regionalen und städtischen Geschichte gestärkt und seine Position als historisches Kompetenzzentrum im Fricktal und „kollektives Gedächtnis“ der Region gefestigt.
Das FMR nimmt, ausgehend von seiner Sammlungsstätigkeit und der Dauerausstellung, einen wichtigen Bildungsauftrag wahr.
Das erneuerte Haus zur Sonne trägt als attraktives, historisches Gebäude zur Ausstrahlung und Sichtbarkeit des Museums bei.
Das FMR ist ein Museum für alle Rheinfelderinnen und Rheinfelder, alle Fricktalerinnen und Fricktaler und die ganze Region. Es ermöglicht eine spannende Auseinandersetzung mit unserer Kultur, unserer Geschichte und unserer Identität.
Das FMR präsentiert in seiner Ausstellung unter der Haupterzählung Fricktal – Leben im Grenzraum die für das Fricktal und die Stadt Rheinfelden charakteristischen Themenkreise.
Eingesetzt werden analoge, haptische und digitale Medien, je nach Inhalt, Form und Aussage der jeweiligen Erzählung. Die vielfältige und spannende Sammlung kann so ihr Potenzial ausschöpfen und dadurch identitätsstiftend wirken und das Erinnern, das Vergegenwärtigen und den Blick in die Zukunft fördern.
Die Region Fricktal wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte stetig, Grenzen wurden verschoben, neue bildeten sich. Die Menschen lebten miteinander und gestalteten einen gemeinsamen Lebensraum. Politische Entscheide und Kriege führten zu Spaltungen, anderen Lebensbedingungen und einem veränderten Lebensumfeld.
Dieser Grenzraum und die daraus resultierenden Konsequenzen bilden eine Konstante durch die Geschichte der Region: Es gibt politische und natürliche Grenzen, kulturelle, gesellschaftspolitische, sprachliche und soziale Begrenzungen, visuelle, durchlässige und unüberwindbare Schranken. In all diesen Bereichen finden sich erzählenswerte und vor allem einmalige Fricktaler und Rheinfelder Geschichten.
Der Ausstellungsrundgang beginnt im ersten Obergeschoss. Hier werden die Besuchenden in einem Intro mit der Haupterzählung des Museums "Fricktal – Leben im Grenzraum" vertraut gemacht. Der Rundgang präsentiert sich als chronologische Erzählung entlang von fünfzehn dicht bespielten Themenkabinetten mit zehn Themenräumen zur Regionalgeschichte und vier Fokusräumen zur Stadt-, Haus- und Familiengeschichte. Den Abschluss findet der Rundgang im dritten Obergeschoss, wo die Besuchenden nach ihrem persönlichen Fricktal der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft befragt werden.
Die zehn Themenräume sind chronologisch aufgebaut und führen die Besuchenden von der Ur- und Frühgeschichte über das Frühmittelalter, die lange Zeit der Habsburger Herrschaft, die Pest und die Sebastiani-Bruderschaft, die Industrie und Arbeiterschaft am Hochrhein bis ins 20. und 21. Jahrhundert und erzählen die Geschichte der Region Fricktal.
An vier Stellen im Rundgang öffnen sich Fokusräume. Diese fügen sich in die Chronologie der Erzählung ein und bieten den Besuchenden mit einer jeweils in sich geschlossenen Erzählung zusätzliche inhaltliche Vertiefungen zur Stadt-, Haus- und Familiengeschichte, zur Kurstadt Rheinfelden und zum Leben im Grenzraum ab 1950. Die Fokusräume eignen sich auch hervorragend für einen Kurzbesuch.
Im Fokusraum zur Haus- und Familiengeschichte im Hugenfeld-Zimmer laden die Sitzbank und weitere Versatzstücke aus der Sonnenstube die Besuchenden ein, Platz zu nehmen und den Hausgeschichten zu lauschen. Das Museumsgebäude selbst erscheint als stattliches Hausmodell und erlaubt den Besuchenden einen intimen Blick in sein Inneres.
Aufeinander bezogene und abgestimmte Massnahmen münden in einer nachhaltigen und langfristigen Verbesserung der Attraktivität und Ausstrahlung des FMR.
Die Kostenschätzungen weisen für die Erneuerung der Dauerausstellung einen Investitionsbedarf von 5 Millionen Franken, für den Bereich der Gebäudesanierung von Bruttokosten 6,8 Millionen Franken, in Summe 11,8 Millionen Franken aus.
Die Stadt Rheinfelden geht von einem Swisslos-Fonds-Beitrag in der Höhe von mindestens 2 Millionen Franken aus. Die Gesamtkosten umfassen sämtliche Bau-, Honorar- und Produktionskosten für das Erneuerungsprojekt Fricktaler Museum 2030.
Die Investitionskosten von Gebäudesanierung und -umbau werden von der Einwohnergemeinde Rheinfelden getragen, die Investitionskosten der Neukonzeptionierung Dauerausstellung von der Ortsbürgergemeinde Rheinfelden.
Das Fricktaler Museum Rheinfelden wird neu als selbständige Stiftung geführt. Trägerinnen der Stiftung und des Museums sind die Einwohnergemeinde Rheinfelden und die Ortsbürgergemeinde Rheinfelden, die den Museumsbetrieb im Wesentlichen mittels Leistungsaufträgen finanzieren.
Die strategische Leitung der Stiftung FMR liegt beim Stiftungsrat, welcher aus Mitgliedern der Einwohnergemeinde, der Ortsbürgergemeinde, der Stifterfamilie Carl Habich-Dietschy sowie externen Fachkräften zusammengesetzt ist. Die operative Führung des FMR obliegt der Museumsleitung.
Die Stiftung FMR ist Eigentümerin der Liegenschaft Haus zur Sonne sowie der Museumssammlung und der Ausstellungsinfrastruktur. Vom Eigentum der Stiftung FMR ausgenommen sind alle Leihgaben. Arbeitgeberin des Museumspersonals bleibt die Ortsbürgergemeinde Rheinfelden. Die Rechnungsführung der Stiftung und die Personaladministration werden der Stadtverwaltung übertragen.
Mit dem neuen Fricktaler Museum Rheinfelden erhalten die Stadt Rheinfelden und die Region Fricktal einen einmaligen Ausstellungs- und Sammlungsort, wo sich die Menschen mit ihrer Geschichte auseinandersetzen, ihre Identität und Verbundenheit mit Region und Stadt stärken, sich willkommen fühlen und sich einbringen können. Das Fricktaler Museum Rheinfelden fördert dadurch das Bewusstsein der Bevölkerung für das kulturelle Erbe und die Geschichte unserer Region. Als ausserschulischer Lernort wird es zu einem unverzichtbaren Bestandteil der regionalen Bildungslandschaft.